von Annika Wellmann
Das Kvindemuseet (dt. Frauenmuseum) befindet sich am Domkirkepladsen im Zentrum von Aarhus. Dort logiert es in einem Gebäude, von dem aus einst ausschließlich Männer die Geschicke der zweitgrößten Stadt Dänemarks lenkten: dem ehemaligen, 1857 erbauten Rathaus.
Seiner Selbstdarstellung zufolge, verdankt das Frauenmuseum seine Gründung der interdisziplinären Frauenforschung. Nachdem diese sich – stimuliert von der zweiten Welle der Frauenbewegung – in den 1970er Jahren etablierte hatte, beabsichtigten ihre Vertreter*innen, die Ergebnisse der Frauenforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zudem wollten sie einen Ort schaffen, an dem sich die Kulturgeschichte der Frauen dauerhaft dokumentieren ließ. Sie sannen darauf, die bis dahin verborgenen Leistungen von Frauen in der Kulturgeschichte sichtbar zu machen – und gründeten 1984 das Museum.
Das Museum dokumentierte zunächst ausschließlich die traditionelle Rolle der Hausfrau und Mutter, wie auch das Leben von Frauen, die dagegen rebellierten oder versuchten eigene Wege zu gehen. Entsprechende Objekte stammen aus ländlichen und urbanen Kontexten, sie konnotieren Kontinuitäten und Veränderungen, Traditionen sowie Generationenbrüche und soziale Differenzen (vgl. Kvindemuseet 2020).
Neue Konzeption
2016 gab sich das Kvindemuseet einen neuen Auftrag, den es so formulierte: „The museum’s new subject area of responsibility is the cultural history of the sexes” (ebd.). Das Museum hatte zwar nach wie vor ein Standbein in der Frauengeschichte, doch kamen nun mehr und mehr auch Geschlechterkonstruktionen und -beziehungen in ihrem historischen Wandel in den Blick. Damit vollzog das Museum, wenn auch etwas verspätet, einen Trend nach, der sich auch in der internationalen (nicht nur) feministischen Geschichtsforschung vollzog (vgl. Opitz 2005). Fokussiert das Museum dabei nun auf Weiblichkeit und Männlichkeit, so ist für die Zukunft geplant, beim Sammeln und Ausstellen die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Lebensstile noch stärker zu berücksichtigen.
Das Frauenmuseum zeigt vier Dauerausstellungen, die unterschiedliche Themen setzen und Besucher*innen adressieren. Eine frauen- und demokratiegeschichtliche Ausstellung, die im historischen Stadtratssaal platziert ist, wirft Schlaglichter auf die dänische Frauenbewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts; weitere, „Museum der Kindheit“ genannte Räumlichkeiten laden explizit Kinder und ihre Begleitpersonen dazu ein, anhand historischer Objekte und Biographien zu entdecken, wie Mädchen und Jungen im 19. und 20. Jahrhundert lebten, wie sie sich kleideten und wohnten, womit sie spielten und was sie lernten; ein wandfüllendes Objektarrangement präsentiert zudem Medien und Gegenstände aus der Geschichte der Sexualaufklärung, geordnet nach den Rubriken „sexualisierte Gewalt“, „Schwangerschaftsabbruch“, „Pornographie“, „Pubertät“, „Verhütung“, „das Erste Mal“, „Masturbation“ und „Gleichstellung“; und schließlich die Schau „Gender Blender“, die sich der Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung der Kategorie Geschlecht widmet. Diese Ausstellung werde ich im Folgenden beleuchten. Das Ziel von „Gender Blender“ ist es, das Bewusstsein für die Wirkmacht der Kategorie Geschlecht zu schärfen und eine kritische Haltung dazu zu stimulieren. Denn diese Kategorie zeitige, wie die Kurator*innen eingangs erklären, nach wie vor starke Effekte. Sie machen transparent, dass sie sich der Thematik aus einer feministischen Perspektive nähern. Zwar liegt der Fokus dabei im Wesentlichen auf Dänemark, doch ließen sich die hier vorgestellten Objekte, Daten und Biographien so oder ähnlich sicher auch in anderen europäischen Staaten finden.
Der Titel ist Programm
„Gender Blender“ – Der Titel suggeriert, dass mit einem spielerischen Ansatz versucht wird, das überkommene binäre Geschlechtermodell aufzubrechen. In der Tat: Die Ausstellung thematisiert historische und gegenwärtige Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit und will diese kritisch hinterfragen und aufbrechen, indem ihnen eine Vielzahl von beobachtbaren sexuellen und geschlechtlichen Ausdrucksformen zur Seite gestellt werden. Darüber hinaus gibt sie den Besucher*innen die Chance, durch eigene Beiträge das binäre Schema entweder zu unterwandern oder zu bestätigen.
Um Diversität abzubilden, setzt „Gender Blender“ nicht bloß auf Thematisierungen und Objektpräsentationen. Vielmehr eröffnet die Ausstellung die Möglichkeit, Vielfalt gleichsam sukzessiv durch Partizipation der Besucher*innen einführen zu lassen. So wird das Publikum gleich zu Beginn dazu eingeladen, zur Ausstellung Wissen, Objekte und Erzählungen beizutragen. Beispielsweise werden die Besucher*innen in der ersten Sektion, die mit „Gender and Heritage“ betitelt ist, aufgerufen, zu diesem Bereich neue Exponate und zugehörige Objektgeschichten beizusteuern – und dafür werden auch gut sichtbare Lücken in der Objektanordnung gehalten. Auch später werden auf dem Rundgang regelmäßig Möglichkeiten der Beteiligung angeboten.
Partizipation als Lightversion
Nora Sternfeld schlägt vor, „Partizipation nicht als bloßes ‚Mitmachen‘ zu begreifen, sondern als eine Form der Teilnahme und Teilhabe, die die Bedingungen des Teilnehmens selbst ins Spiel bringt. […] Denn Partizipation im demokratischen Verständnis des Wortes ist die Teilhabe an der Entscheidung über die Bedingungen des Teilnehmens, an den Bedingungen der Entscheidungen und der Repräsentation.“ (Sternfeld 2018: 76) Wie ich im Folgenden zeigen werde, fordert „Gender Blender“ zwar wiederholt zum Mitmachen auf, aber nicht dazu, die Bedingungen des Teilnehmens zu hinterfragen oder gar mitzugestalten.
Den Auftakt des Rundgangs bildet ein interaktives Genderbarometer. Auf einem Holzgestell, das einem Rechenrahmen ähnelt, können die Besucher*innen ihre Geschlechtsidentität (Frau/Mann), ihr biologisches Geschlecht (Weiblich/Männlich), ihren Geschlechtsausdruck (feminin/maskulin) und ihre sexuelle Orientierung (heterosexuell/homosexuell) angeben. Dabei müssen sie sich nicht auf konträre Positionen festlegen, sie können auch Punkte wählen, die dazwischen liegen. Doch auch wenn die Besucher*innen sich nicht zwischen extremen Positionen entscheiden müssen, operiert das Genderbarometer mit einer bipolaren Logik. Die einzige Möglichkeit, sich nicht innerhalb dieser Logik zu verorten, bestünde darin, das Genderbarometer nicht zu nutzen. Entscheidet man sich aber doch dafür, es zu bedienen, ergibt sich am Ende die persönliche „Einstellung“, die sich zu denen der Vorgänger*innen am Genderbarometer in Beziehung setzen lässt. Dabei zeigt sich, dass es zahllose Kombinationsmöglichkeiten gibt. Die Einzelnen werden mit ihren Selbstdefinitionen zum Teil im Mix der Möglichkeiten.
In neun Blöcken, die durch knallige Hintergrundfarben gut zu unterscheiden sind, beleuchtet die Ausstellung dann Konstruktionen, Bedeutungen und Effekte von Geschlecht. Jeder Block wartet mit neuen Präsentationsformen und -medien auf und in fast jedem Bereich gibt es eine Möglichkeit, zum Ausstellungsinhalt beizutragen.
Lücken für andere Geschichten
Im ersten, als „Gender and Heritage“ betitelten Teil setzt die Schau mittels historischer und zeitgenössischer Exponate wie Turnschuhen und Ballerinas, blauen „Superhero“- und rosa „Prinzessin Lillifee“-Kuchenstreuseln, allesamt zu einem Tableau angeordnet, Gedanken über die Sozialisation von Jungen und Mädchen frei. Historische Exponate wie ein schwarzweißes Familienfoto, das vermutlich in den 1910er Jahren entstand – die Objekte sind nicht datiert, es geht hier offenbar weniger um museologische Genauigkeit, als darum, Denk- und Gesprächsanstöße zu geben – und eine Damenhandtasche, wohl aus den 1960er Jahren, lassen Kontinuitäten erahnen. Das Kleid des dreieinhalb-jährigen Herbert macht demgegenüber deutlich, dass vergeschlechtlichte Konsum- und Bekleidungspraxen auch unterlaufen werden können. In der wandfüllenden Collage, die unterschiedliche Exponate vereint, wurden zudem Lücken gelassen, die Besucher*innen mit neuen Exponaten und zugehörigen Geschichten füllen können. Ob und inwieweit solche Ergänzungen vonseiten des Museums schließlich ausgewählt, zugeordnet, gezeigt und betextet werden, bleibt unklar.
Anschließend erweitert die Ausstellung den Fokus mithilfe einer interaktiven digitalen Weltkarte, die auf dem Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums basierende Statistiken aufbereitet. Mit Blick auf die Kernbereiche Gesundheit, Bildung, Wirtschaft und Politik zeigt die Karte, dass die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in den 144 untersuchten Staaten groß ist und sich nur schleichend verkleinert. Die Aufforderung zur Partizipation ist hier sehr diskret. In der Einführung zu diesem Bereich werden die Besucher*innen eingeladen, eine Kommentarfunktion der digitalen Karte zu nutzen und eigene Erfahrungen einzutragen, die sie im Ausland gemacht haben.
Sodann stellt die Präsentation heraus, dass Frauen von der Kunstproduktion bis ins 20. Jahrhundert ausgeschlossen blieben und noch heute diskriminiert werden, da Kunstmuseen eher Werke von Männern kaufen und ausstellen sowie Männer in Musikindustrie, Theaterwesen und Filmproduktion mehr Stellen besetzen und höhere Löhne kassieren. Das Kvindemuseet unterläuft diese Praxis, indem es das 2013 vom Kommunalen Ausschuss für Bildkunst der Stadt Aarhus gekaufte Kunstwerk „Secretary“ der dänischen Künstlerin Katja Bjørn ausstellt, das mittels Videoinstallationen auf Familiengeheimnisse reflektiert.
Mehr als zwei Geschlechter
Auch das Publikum ist aufgefordert, kreativ zu werden. Vor einem Plakat, das Symbole für 29 Varianten der Geschlechtsidentität zeigt, können die Besucher*innen ein Symbol zur Definition ihres eigenen Geschlechts zeichnerisch entwerfen und an einen Nylonfaden hängen, der neben vielen anderen Fäden von der Decke hängt. Die Besucher*innen haben also die Möglichkeit, selbst etwas zu einem Projekt beizusteuern und dabei ein Ausstellungsobjekt zur Diversität der Geschlechter gleichsam in anonymer Zusammenarbeit mit anderen herzustellen.
Einen kreativen und erfrischenden Umgang mit Statistiken wiederum finden die Kurator*innen für die Präsentation von Daten zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, die auf Küchenutensilien wie einem Grill, einer Schürze, Pfannenwendern und Vorratsdosen aufgedruckt sind. Der Ausstellungstext regt die Besucher*innen dazu an, darüber nachzudenken, welchen Beitrag zur Gesellschaft sie selbst neben bezahlter Arbeit leisten.
In einer öffentlichen Toilette – sie ist „gender neutral“, wie übrigens auch die Besucher*innentoilette im Kvindemuseet – zeigen Cartoons und Filme von Stand-up-Comedians, wie Geschlechterrollen zu Gegenständen humoristischer Genres werden. Die Besucher*innen sind aufgefordert, ihre besten oder schlechtesten Gender-Witze aufzuschreiben; diese verspricht das Kvindemuseet zu dokumentieren und zu archivieren.
Aktiv werden!
Der folgende Bereich widmet sich dem Thema Aktivismus. Die Kurator*innen erklären, dass hinter jeder aktivistischen Bewegung ein Wunsch nach Rebellion gegen Ignoranz, Normen und Ungerechtigkeiten steht. Sie schlagen einen Bogen zur dänischen Geschichte, in der Frauen im frühen 20. Jahrhundert für das Wahlrecht auf die Straße gingen und in den 1970er Jahren Anhänger*innen der Zweiten Frauenbewegung für das Recht auf Abtreibung, gleichen Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen demonstrierten. In einer Filmschleife werden aktivistische Bewegungen, Gruppen und Events wie Copenhagen Pride, Femen, Bearded Villains, Free the Nipple, Movember und Pussy Riot vorstellt.
Die Besucher*innen werden mit der Frage adressiert, ob sie einen inneren „Gender gap rebel“ hätten, wie politisch dieser sei, und wie ihr Slogan lauten würde. Die Slogans können auf Schilder geschrieben und an einem vorgegebenen Ort aufgestellt werden. So entsteht eine Ansammlung von Schildern, die wie eine stilisierte Demonstration wirken und somit zum sich stets aktualisierenden Ausstellungsobjekt werden.
Zuletzt nimmt die Ausstellung das Feld der Politik ins Visier. Der Einführungstext beschreibt die (sehr langsamen) Veränderungen im Bereich der politischen Partizipation, die in Dänemark herbeigeführt wurden, seit 1849 Männer über 30 Jahren, mit einer bestimmten Einkommenshöhe und einem eigenen Haushalt das Wahlrecht erhielten. In einer „Wahlkabine“ werden die Besucher*innen mit aktuellen Statistiken zur Repräsentation von Frauen (37 %) im dänischen Parlament und mit Zeitungsberichten zu geschlechtsbezogener Politik konfrontiert.
In der daneben liegenden „Wahlkabine“ werden die Besucher*innen als aktive Wähler*innen zur Abgabe ihrer Stimme zu einer politischen Frage der Geschlechterungleichheit aufgefordert. Diese Fragen wechseln je nach dem, was aktuell in Dänemark auf der Agenda steht. Als ich die Ausstellung besuchte, lautete sie: „Are you pro earmarked parental leave for men?“ Abstimmen konnten „Männer“, „Frauen“ und „Andere“. Die Ergebnisse dokumentiert und archiviert das Kvindemuseet.
Farblich dem Bereich „Politik“ zugeordnet, aber den Schluss des Rundgangs bildend, können die Besucher*innen die Frage „Does Gender affect your life?“ per Knopfdruck beantworten. Zum Zeitpunkt meines Besuchs war diese Frage 6654 Mal mit Nein beantwortet worden und 21412 Mal mit Ja. Es wäre spannend gewesen zu sehen, wie das Verhältnis der Antworten vor dem Ausstellungsbesuch ausgefallen wäre.
Alle Themen, die nacheinander an den vier Wänden des Ausstellungsraums angeordnet sind, sind – bis auf „Gender and Heritage“ und die kontextualisierenden Einführungstexte – auf die Gegenwart zugeschnitten. Parallel zu diesen Themen entrollt sich jedoch im Rauminneren eine Chronologie zur Geschlechtergeschichte, die mit der Venus von Willendorf beginnt und mit einer Liste von Themen endet, über die wir uns den Kurator*innen zufolge in Zukunft noch Gedanken machen werden (z. B. Elternteilzeit, gleicher Lohn, Geburtenkontrolle, geschlechtsbezogene Gewalt).
Doch bildet die Geschlechtergeschichte nicht das Zentrum der Ausstellung. Denn auf der anderen Seite des Chronologie-Bandes, also in der Mitte des Ausstellungsraumes, widmet sich die Präsentation dem Umgang einzelner Personen mit ihrem (Geschlechts-)Körper, während eine „Wall of Bodyactivism“ Repräsentationen des Körpers in sozialen Medien versammelt. Das Ausstellungsdesign unterstreicht durch die räumliche Anordnung der Themen und Objekte: Es ist der individuelle Körper, der im Fluchtpunkt der Geschlechterdiskurse und -praktiken steht. Unterwandert werden können diese Diskurse und Praktiken jedoch durch kollektiv stark gewordene Bilder und Allianzen.
Resümee
Das Kvindemuseet bindet die Besucher*innen der Dauerausstellung „Gender Blender“ auf vielfältige und anregende Weise ein in die Suche nach der Antwort auf die Frage, welche Bedeutung der Kategorie Geschlecht gesellschaftlich zukommt. Durch die individuellen Beiträge kann gleichsam wie von selbst ein Bild geschlechtlicher und sexueller Vielfalt entstehen. Und in der Tat entwickelt sich mithilfe der Besucher*innenbeiträge ein Bild von Diversität – die interessanterweise mal mehr mal weniger ausgeprägt ist. Denn während etwa zum Zeitpunkt meines Besuches bei den zeichnerischen Entwürfen von Symbolen zur Definition des eigenen Geschlechts jene für traditionelle Männlichkeit und Weiblichkeit vorherrschten (zum Teil in sehr kreativer Ausgestaltung), zeigt sich beim Genderbarometer, dass kaum ein individuell festgelegtes Geschlecht dem anderen gleicht.
Bei allem Lob für das geschlechter- und sexualitätspolitisch avancierte Konzept der Dauerausstellung „Gender Blender“ bleibt festzuhalten, dass die Besucher*innen nur kuratorisch gesetzte Lücken füllen und Freiräume bespielen können. Um es mit Nina Simon zu sagen: Ihre Partizipation ist lediglich kontributiv (vgl. Simon 2010: 190 f.). Die Besucher*innen müssen ansonsten nach den Regeln der Institution spielen. Und damit müssen sie letztendlich auch die Bedingungen anerkennen, unter denen hier über die Geschichte und Gegenwart der Kategorie Geschlecht gesprochen wird.
Literatur
Kvindemuseet: Geschichte des Kvindemuseet. http://kvindemuseet.dk/om-kvindemuseet-2/museets-historie [06.11.2020].
Simon, Nina: The Participatory Museum, Santa Cruz 2010.
Sternfeld, Nora: Um die Spielregeln spielen! Partizipation im postrepräsentativen Museum, in: Dies.: Das radikaldemokratische Museum, Berlin/Boston 2018, S. 72-81.
Opitz, Claudia: Um-Ordnungen der Geschlechter. Einführung in die Geschlechtergeschichte, Tübingen 2005.
Dr. Annika Wellmann ist freie Historikerin und Kuratorin und lebt in Hannover. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschlechter‑, Sexualitäts- und Körpergeschichte, Mediengeschichte sowie Geschichte und Theorie des Sammelns und Archivierens.
Der Beitrag wurde redaktionell betreut von Daniela Döring, Postdoktorandin am Kolleg “Wissen | Ausstellen”.
Spannender Einblick und lesenwerte Kritik! Mir kam beim Lesen noch der Gedanke an dieses Berliner Projekt: http://www.all-included.jugendmuseum.de/bisher.html
In verschiedenen Projekten und Ausstellungen hat sich das Jugend Museum hier dem Thema Gender angenommen. Partizipation war auch hier groß geschrieben. Einige der visuellen Eindrücke aus dem Kvindetmuseet haben mich sehr an Teile der Ausstellungen hier erinnert. Was jedoch vielleicht einer der Unterschiede war und möglicherweise deswegen auch noch einmal anders zur Teilhabe eingeladen hat, war ein großes buntes Stadtmodell in der Ausstellung DiversCITY. Erst durch den forschenden Blick der Besuchenden, die durch verschiedene Materialien sich das Modell selbst erschließen konnten (und mussten!), wurde das Modell verständlich und barg viele Informationen, denen die Besuchenden interessegeleitet nachgehen konnten. Letztlich haben die Besuchenden (soweit ich mich erinnere) selbst keine Infos zu dem Modell hinzugefügt, aber sie wurden als wesentlicher Teil für das Funktionieren des Gezeigten gedacht. Vielleicht wäre das auch noch ein spannender Fall um die Konzepte von Partizipation, Teilhabe usw. im Museum zu durchdenken?
Liebe Johanna,
vielen Dank für diesen Hinweis! Das klingt total spannend. Ich habe gesehen, dass „all included“ jetzt als Wanderausstellung unterwegs ist, wahrscheinlich ohne das Stadtmodell. Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich sie mir ansehen.